Bayerische Gleise

Bevor es an den Gleisbau ging, musste ich wieder einen Blick auf das Vorbild werfen: Wie sahen eigentlich Gleise bei der "Königlich Bayerischen Staatseisenbahn", also vor über einem Jahrhundert, aus?

Die Saaletalbahn wurde noch zu Staatsbahn-Zeiten in Angriff genommen. Aus dem Büchlein "Eisenbahn Gemünden - Bad Kissingen" von Dill & Hornung konnte ich entnehmen, dass das damalige bayerische Hauptbahn-Profil der Form X auf eisernen Schwellen verlegt wurde. Ich habe vor Ort nachgesehen, es liegt da heute noch.

 

Wie sieht das konkret aus? Was muss ich bei der Nachbildung beachten?

Ein Einschub vorweg: Ich habe mich gegen die seinerzeit verlegten Stahlschwellen für den Einsatz von Holzschwellen entschieden - aus zwei Gründen: Ich mag die Ästhetik von Echtholzschwellen sehr, und ich kann ein Holzschwellengleis wesentlich kostengünstiger herstellen.

Wer sich für den Gleisbau zu Zeiten der Königlich Bayerischen Staatsbahn interessiert, findet mit dem  http://www.laenderbahn-forum.de  eine wahre Schatzkiste. Jürgen Riedl hat hier mit dem Enthusiasmus eines Liebhabers in profunder Kennerschaft historische Dokumente und Pläne zusammengetragen und wertvolle Informationen lesenswert aufbereitet.
Dort habe ich gelernt, dass Gleisjoche mit Form X in der Regel 15m lang sind, auf 22 Schwellen liegen, und der Stoßschwellenabstand bei Holzschwellen beim bayerntypischen fliegenden Schienenstoß 420mm beträgt. Holzschwellen waren für das Streckengleis 2,5 m lang und 23 cm breit. Mit diesen Informationen lässt sich eine vorbildentsprechende Schwellenlage planen.
Bezüglich der Schienenbefestigung gibt Wolfgang Uhl zu bedenken, dass die Unterlegplatte mit auf H0 umgerechnet 2,24mm x 1,7mm recht klein ist, und die Schrauben eine maßstäbliche Schlüsselweite von 0,22mm bei einer Höhe über Platte von 0,4mm hätten, und stellt die Frage, ob eine Nachbildung den Aufwand rechtfertigt.
Ich habe mich für den Kompromiss entschieden, die Unterlegplatten mit den Abmessungen 2,0mm x 2,5mm auf Holzschwellen mit dem Querschnitt 3mm x 2mm darzustellen (und das ist eigentlich schon viel zu groß), und auf eine Nachbildung der Schrauben zu verzichten.
Ein Gleisjoch der Form X sieht bei mir also folgendermaßen aus:

 

 

Gleisjoch der bayerischen Schienenform X - Umsetzung ins Modell


Bleibt die Frage nach dem geeigneten Modell-Profil. Schienenform X weist auf H0 heruntergerechnet

  • eine Profilhöhe von 1,61mm,
  • eine Schienenkopfbreite von 0,75mm und
  • eine Schienenfußbreite von 1,44mm auf.

Diese wichtigsten Abmessungen werden vom Code-60-Profil (eigentlich als Z-Profil vermarktet) von Peco am besten getroffen mit

  • einer Profilhöhe von 1,57mm,
  • einer Schienenkopfbreite von 0,76mm und
  • einer Schienenfußbreite von 1,24mm auf.

Damit war sehr schnell geklärt, wie das Gleis im Modell aussehen soll, und ich konnte mit dem Gleisbau beginnen.