Pflug-Szene
Als Mini-Diorama in der Größe einer Postkarte entstand unter freiem Himmel - ausgehend vom Fertigmodell "2-spänniger Pflug mit Bauer" des Herstellers Preiser (Art.-Nr. 30431) eine kleine Pflug-Szene, die später in ein Modul integriert wurde.
Als wesentliches Momentum zog mich gar nicht einmal das schöne Wetter aus dem Modellbahn-Keller ins Freie, sondern eher die Tatsache, dass dieses Fertigmodell nicht nur alles andere als "fertig" aus der Verpackung kommt, sondern vielmehr einiges an Fummelei nötig wird, um den Pflug dann auch ordentlich an die Ackergäule anzuschirren. Es schont die Nerven ungemein, wenn man derlei Gefrickel in Form eines handlichen, Postkarten-großen Mini-Dioramas gestalten kann, als das in situ auf dem Modul bewerkstelligen zu müssen.
Der Pflug, der Bauer dahinter, die Joche, das Zaumzeug und die Pferde wurden mit gelförmigem Sekundenkleber aneinander befestigt. Dabei musste ich zwei Dinge beachten:
1. Die beiden Räder des Pfluges sind unterschiedlich groß, da eines (das größere) unten in der Ackerfurche läuft, das andere oben auf dem noch ungepflügten Boden. Somit kommen die Hufe der Pferde und die Stiefel des Bauern sowie das kleinere Pflugrad auf einer etwas höheren Ebene zu liegen als das größere Pflugrad und das Pflugmesser, welche in das Erdreich eintauchen. Das habe ich beim Zusammenkleben mit untergelegten Pappstreifen auszugleichen versucht.
2. Der Pflug wird durch das Erdreich gezogen, daher steht das ganze Gerödel bestehend aus Zaumzeug, Jochketten und Jochen unter Zug - diese Teile müssen also von der Trense bis zum Pflug eine gerade Linie bilden und dürfen nicht durchhängen; auch das galt es beim Verkleben zu berücksichtigen.
Als Basis diente ein rechteckiges Reststück Dämmstoffplatte mit einigermaßen ebener Oberfläche. (Beim Aufbau der Geländeoberfläche meiner Module fallen immer jede Menge Abfallstücke aus diesem Material an, die sich gut für allerlei Bastelarbeiten verwerten lassen.) Bereits gepflügte Ackerfläche soll sich in der Beschaffenheit der Oberfläche deutlich vom noch nicht gepflügten Bereich unterscheiden, sowohl in Form als auch in Farbe des Erdreichs. Der bereits gepflügte Bereich wird vor allem durch die frisch gezogene Ackerfurche erkennbar sowie durch blockig zerbrochenen, schweren Lehmboden, wie er auf Sandsteinen wie im Lollbachtal typischerweise vorkommt. Diese Oberflächentextur ließ sich erstaunlich gut durch einfaches Prägen mit einer stumpfen Nadel o. ä. imitieren: Ich verwendete einen Holz-Zahnstocher, den ich in das Dämmstoffmaterial ca. 2mm tief eindrückte und dann geradlinig durch das Material zog, um die Ackerfurchen im Abstand von je ca. 2mm herauszumodellieren. (Bei einem Pflug, der von einem Traktor gezogen würde, würde ich das an einem Lineal entlang machen, bei meinem von Pferden gezogenen Pflug muss das nicht sein.) Dabei zog der Zahnstocher immer ein wenig vom Dämmstoffmaterial in Zugrichtung mit, das dadurch auch quer zur Zugrichtung einriss, wodurch sich einzelne Blöcke herausbildeten. Dieser Effekt gefiel mir so gut, dass ich darauf verzichtete, den Boden mit Sand oder ähnlichem zu gestalten, um die Oberflächenstruktur nicht unfreiwillig wieder zu verfüllen und die entstandene Textur im Schaumstoffmaterial zu erhalten.
Dafür musste ich dann aber bei der Farbgebung einigen Aufwand treiben, damit das dann auch wie frisch gepflügter Lehmboden aussah.
Zunächst grundierte ich das Stück mit meiner "Erdbodenfarbe", eine recht stark aufgehellte, schokobraune Abtönfarbe.
Der so vorbereitete Boden wurde, wie sonst auch bei meiner Boden-Gestaltung, in mehreren Durchgängen abwechselnd lasierend und granierend gefärbt. Meine Lasurfarben können entweder einfach stark verdünnte Acrylfarben sein; ich stelle mittlerweile aber auch selbst etwas höherwertige Lasuren nach folgendem Grundrezept her:
- 5 ml Ochsengalle (als Flussmittel - Spüli o. ä. tut es wahrscheinlich auch)
- 45 ml Wasser
- 50 ml Acryllack matt (z. B. von Gerstäcker)
- 80 bis 100 Tropfen Acryltinte (z. B. von Sennelier) in den gewünschten Farbtönen; alternativ einfach Acrylfarbe, am besten in Studio- oder Künstler-Qualität
Für die Graniertechnik verwende ich Acrylfarben, die mit einem weichen, fast komplett ausgestrichenen Schminkpinsel aufgetragen werden. Der vorherige Farbauftrag muss dafür getrocknet sein. Diese Technik setze ich nicht nur ein, um durch das Betonen von Kanten Glanzlichter zu setzen und Tiefe im Relief zu erzeugen, sondern auch, um großflächig Farbwerte zu ergänzen, die ich in den Vertiefungen nicht haben möchte.
Die einzelnen Schritte der Farbgebung im Überblick:
1. Granieren beige
2. Lasur 2 Teile Umbra, 1 Teil dunkelbraun
3. Granieren Hautfarbe
4. Granieren Sandfarbe, großflächig
5. Lasur 1 Teil Terrakotta, 1 Teil schokobraun
6. Lasur 2 Teile Umbra, 1 Teil dunkelbraun (partiell)
7. Granieren Sandfarbe
8. Dunkel-sepiafarbene Lasur nur des bereits gepflügten Bereichs
9. Khaki-grüne Lasur nur des noch nicht gepflügten Bereichs
Die Farben werden nie flächendeckend, sondern eher zufällig auf Teilbereiche aufgetragen. Das mag unverhältnismäßig aufwendig erscheinen, doch hilft mir so die Vielzahl der Farbaufträge, ein nuanciertes, gleichmäßiges, aber eben nicht monotones Farbspiel zu erzeugen und mich an einen realistisch wirkenden Farbeindruck heranzutasten.
Da ich zu Beginn nicht wusste, ob dieses Vorgehen zu einer überzeugenden Darstellung des Ackerbodens führen kann, habe ich die einzelnen Schritte nicht fotografisch dokumentiert; ich werde das zu späterer Stelle nachholen, wenn der Acker auf dem nächsten Modul angelegt wird.
Auf dem noch nicht gepflügten Bereich stellte ich Pflanzenreste des angenommermaßen abgeernteten Rübenackers dar, indem ich "Blätterfoliage mehrfarbig", Art.-Nr. 181617 von Faller auseinanderzog und flach mit Alleskleber auf der Ackeroberfläche befestigte. Dieses Zeug hatte ich eigentlich zum Belauben von Herbst-Bäumen beschafft, dafür ist es jedoch einigermaßen ungeeignet, da viel zu fest und zu kompakt. Auf dem Acker macht es aber, in Verbindung mit einigen Flöckchen bräunlich-grünen Turfs, einen ganz stimmigen Eindruck.
Nun wurde der Pflug samt Pferden, Bauer und Knecht mit gelförmigem Sekundenkleber so auf dem Arrangement befestigt, dass das Pflugmesser genau am Ende der letzten Ackerfurche zu liegen kam, und das größere Rad des Pflugs in der Furche daneben läuft. Erst dann habe ich die Figürchen farblich nachbehandelt: Die Joche wurden mit sandfarbener Acrylfarbe lackiert, um altes, verblichenes Holz darzustellen. Der Pflug, die Beschläge und Ketten wurden mit Kunstharzlack eisenfarbig (Nr. 91 von Revell) lackiert und anschließend mit rostfarbenen Washes von Vallejo gealtert.
Auch die Pferde samt Personal wurden mit verschiedenen braunen und grauen Vallejo-Washes großzügig verschmutzt, insbesondere die strahlend weißen Mähnen und Schweife der Pferde. Schließlich sind wir auf dem Acker, nicht auf einem Festzug. Die Stiefel des Bauern und die Läufe der Pferde bekamen zusätzlich noch ordentlich Lehmklumpen in Form unverdünnter Acrylfarbe ab.
Durch den auf dem Pflugwagen erkennbaren Aufbau werden üblicherweise die Zügel von den Pferden zum Bauer geführt. Da die Pferde hier aber vom Knecht geführt werden, habe ich darauf verzichtet. Stattdessen wurde eines der Pferde aber noch mit Zügeln aus Zwirnsfaden ausgerüstet, die ich dem Knecht in die Hand gegeben habe.
So gestaltet kann das Mini-Diorama in einen größeren Acker-Bereich eingepasst werden.